Dienststellen Das Wamsler-Universum
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Ein kritischer Aufsatz zu einer legendären Serie
Starlight Info:
von: Michael Reiter [11/99]
Unser Bild von der Welt, in der Wamsler, McLane und ihre Freunde leben ist im
wesentlichen geprägt von den Veröffentlichungen des deutschen Schriftstellers
Hnns Kneifel. Aber wie weit können wir diesen Texten vertrauen? Oder
handelt es sich nicht vielleicht um eine komplexe Kampagne des Büros für
Temporale Stabilität des GSD?
Der Einfluß dieser Texte auf die populäre Kultur des 20./21.
Jahrhunderts ist nachweisbar - ich verweise hier auf die Arbeiten
verschiedener Kollegen zu den Werken Haefs` und Emmerichs - aber vielleicht
wird es das T. R. A. V., den GSD und all die anderen uns bekannten
Institutionen nur deshalb geben, weil Kneifel seinerzeit diese Institutionen
propagierte.
Bekannt ist zugleich aber, dass die Präambel der bekannten Science
Fiction-Reihe nicht von Kneifel stammt. Welches Bild des Wamsler-Universums
gewinnen wir aus ihr?
Die Grundstimmung ist sehr positiv, aber das sollte uns nicht täuschen.
Auch Feintuch beschreibt seine proto-faschistische Zukunftswelt (Sternenkadett
Nick Seafort) in ähnlich begeisterter Weise.
Natürlich scheint die Überwindung des Nationalismus ein Schritt
voran auf eine friedlichere Zukunft, aber schon im nächsten Halbsatz wird
eine neue Kluft aufgeworfen - hier die Erde, dort ihre Kolonien im Weltraum.
Und tatsächlich hören wir auch bald wieder von Kriegen zwischen
diesen beiden Teilen der Menschheit, von einem sogar, an dem McLane selbst
teilgenommen hat, einige Zeit, bevor er zur Raumpatrouille strafversetzt
wird.
Hier können wir auch den Grund für die Existenz des "gigantischen
Sicherheitssystems" finden, der Flotte, des Galaktischen Sicherheitsdienstes,
beides Organisationen, die nur dort eine Existenzberechtigung finden, wo es
Feinde hat. Zu Lebzeiten Kneifels sollen verschiedene Vorgänger der
Raumverbände und des GSD durch einen Mangel an Feinden in ernste
Schwierigkeiten gekommen sein.
Gleichzeitig scheint die Erde trotz der Kolonien unter einer gewissen
Übervölkerung zu leiden, denn der Meeresboden wird ausdrücklich
als Lebensraum genannt. Allerdings scheint dem Einzelnen ein mehr als
ausreichender Wohnraum zur Verfügung zu stehen.
Fast nichts erfahren wir hier aber über das politische System, das sich
die Menschheit in diesem Zeitalter gegeben hat. Tatsächlich wissen wir
nur, dass es Staatssekretäre wie Von Wennerstein gibt. Diese Sub-Spezies
der Gattung Mensch läßt allerdings eine hoch entwickelte Verwaltung
vermuten, endlose Gänge mit unzähligen Türen, Büros voller
eifriger Bürokraten, fein verästelte Hierarchien und Menschen, die
Politik als Beruf betreiben.
Dazu passt natürlich auch, dass sich der Geheimdienst Galaktischer
Sicherheitsdienst nennt. Immerhin erstreckt sich sein
Zuständigkeitsbereich gerade mal auf den von Menschen besiedelten Sektor
der Milchstrasse, wobei ihm auch noch ganze Kolonien wie Chroma entgehen.
Seine Effektivität ist - trotz ausgezeichneter Mitarbeiter wie Leutnant
Jagellovsk und Oberst Henryik Villa - eher mäßig. Oft müssen
McLane und seine Freunde ausbügeln, was ein leistungsfähigerer
Geheimdienst hätte verhindern können.
Diese Diskrepanz zwischen aufgeblähter Verwaltung und Individuum
erklärt geradezu McLane. Sie bedingt einfach die Existenz einer
Raumpatrouille, die Probleme löst, sie fordert Individualisten wie ihn,
die bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Und zugleich
erklärt sie, warum er, dem so wenig an Rängen, Uniformen und
Manövern liegt, in der Raumflotte dient. Wo sonst könnte er
soviel Freiheit und Eigenverantwortung haben als als Kommandant eines
Schnellen Kreuzers?
Hans Kneifel selbst arbeitet diesen Konflikt in seiner "Jäger"-Serie
noch einmal deutlicher aus. General Cade Chandra, der eine gewisse
Ähnlichkeit mit einem angejahrten McLane hat, ist als Geheimagent die
letzte Waffe der Regierung gegen ihre äußeren Feinde und als
Rationalisierungsfachmann die Geißel der Bürokratie.
Ich bin ein Fan von Marschall Winston Woodrow Wamsler, dem Kommandeur der
Terranischen Raumaufklärungsverbände. So kann ich für Wolfgang
Hohlbeins respektlose Darstellung dieses Helden in seinem Roman "Sandaras
Sternenstadt" als einzige adäquate Strafe nur die Verbannung in die
Strafkolonie Arkham im Raumsektor Zehn/Nord (weit, weit von jeder
zivilisierten Welt, sogar noch jenseits von Torvald's Planet) fordern.
von: Michael Reiter [11/99]
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